Beziehungstipps / Beziehungswissen – Wir alle denken, fühlen und handeln unterschiedlich: Im Verstehen, dass jeder die Welt durch eine eigene (andere) Brille wahrnimmt und bewertet, liegt sehr große, friedenstiftende, heilsame Kraft.
Sich für die Sicht des anderen zu interessieren und zu versuchen, ihn zu verstehen, ist ein Zeugnis hoher Sozialkompetenz. Wer das wirklich zutiefst verstanden hat, dem ist auch klar, dass es bei der gemeinsamen Kommunikation und beim gemeinsamen Umgang zwar Meinungsverschiedenheiten geben kann, dass es aber niemals zu Respektlosigkeit, Rechthaberei, Bevormundung und anderen gewaltsamen Übergriffen kommen sollte. Unterschiedlich zu sein ist normal. Daran ist nichts falsch. Unterschiedlich zu sein, ist noch lange kein Problem. Zum Problem werden Unterschiede erst, wenn es für diese nicht genügend wechselseitige Akzeptanz zwischen beiden Beziehungspartnern gibt.
Die Meinung des anderen mag uns manchmal falsch vorkommen, doch was drängt uns eigentlich dazu, wegen Unterschieden im Denken, Fühlen und Handeln zu streiten? Oder woher nehmen wir das Recht, das zu tun? Warum überhöhen wir uns über den anderen? Warum können wir den anderen nicht als den Menschen akzeptieren, der er ist? Es wäre doch ein Zeichen von Respekt und Gleichberechtigung!
Wir akzeptieren die Unterschiedlichkeit des Partners dann nicht, wenn sein Denken, Fühlen und Handeln nicht unseren eigenen Erwartungen, Vorstellungen und Wünschen entspricht. Dass es wegen der Unterschiede, die uns am Partner stören, Probleme gibt, liegt also an uns selbst, an unseren Erwartungen, Vorstellungen und Wünschen. Sie passen nicht zum Denken, Fühlen und Handeln des anderen. Die Verantwortung bzw. die Schuld dafür sehen wir jedoch nicht bei uns selbst, sondern wir projizieren sie auf den Partner.
Dass der Partner nicht zu unseren Erwartungen, Vorstellungen und Wünschen passt, ist aus unserer eigenen Sicht seine Schuld. So fühlt es sich für uns an. Und weil es sich für uns so anfühlt, halten wir es für wahr. Wir bewerten die Angelegenheit nur durch unsere eigene Brille. Würden wir die aus unseren Emotionen stammenden Überzeugungen mit unserem Intellekt und entsprechender Sozialkompetenz hinterfragen, könnten wir erkennen, dass wir selbst die Verantwortlichen sind. Der Unterschied von Person A zu Person B ist genauso groß wie der Unterschied von Person B zu Person A. Daran ist keiner von beiden mehr oder weniger Schuld als der jeweils andere.
Wenn man Unterschiede nicht akzeptieren kann, ist das völlig legitim. Manche Unterschiede sind einfach so groß, dass sie nicht zusammenpassen. Die Respektvoll Lösung dafür ist dann eine respektvolle Trennung. Es passt dann einfach nicht. Endlose Streitereien über Unterschiede sind hingegen respektlose Übergriffe auf die Würde und Seele des anderen.
Wenn Unterschiede zu groß sind, um sie akzeptieren zu können, ist es also gut, sich zu trennen. Bei den meisten Problemen, die aus Unterschieden im Denken, Fühlen und Handeln resultieren, geht es jedoch eher um Kleinigkeiten, die mit ein wenig mehr Akzeptanz, Respekt und Sinn für Gleichberechtigung / Gleichwertigkeit aufzulösen bzw. von vornherein zu vermeiden sind.
Tipps für Paare ( 5 ) – Unterschiede / Beziehungstipps, Beziehungswissen – Wir alle denken, fühlen und handeln unterschiedlich.